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Erinnerungen 1 (Vorfahren) von Georg Krebs
an den Urgroßvater, meinen Vater, den Krebsen Eduard, an den Ururgroßvater, den Krebsen Schorsch aus Oberschleichach, die Urgroßmutter, die Krebsen oder Brosls Babett, die Ururgroßmutter, die Brosls Reddl, die mit Johann Nastvogel, dem anderen Ururgroßvater, verheiratet war. Sie hatten insgesamt sieben Kinder; vier verstarben bei oder nach der Geburt (?).
Eduard Krebs
Barbara Krebs
Margarete
Johann Nastvogel
Dieser, mein Großvater mütterlicherseits, war konsequent. Unsere Mutter erzählte, dass Onkel Schorsch, ihr ältester Bruder, von ihm in die Jauchegrube geworfen wurde, weil er als Kind dem Drängen seiner Freunde nachgab und aus der Wirtshauskasse einige Pfennige nahm, um ihnen Eis zu kaufen. “Einen Dieb erziehe ich nicht. Doa verreckt er eher“, soll er geschrien haben. Weiß der Herr, was passiert wäre, wenn sich die Reddl, meine Großmutter, nicht eingeschaltet hätte.
Und eine weitere Begebenheit: Als Neunzehnjährige fuhr unsere Mutter gegen seinen ausdrücklichen Willen mit dem Fahrrad nach Eltmann. Nach ihrer Heimkehr watschte er sie ab. Zur damaligen Zeit wurde man erst mit 21 Jahren volljährig.
Für mich bleibt mein Vater, immer jung und schlank. Unvergesslich allerdings sind drei Begebenheiten: Es muss wohl nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, also einige Monate vor meinem dritten Geburtstag an einem Sonntagnachmittag und vor dem Umzug in das Haus Nummer 28 in Oberschleichach gewesen sein.
Barbara, Georg, Margarete, Johann und Franz Nastvogel
Wir wohnten noch über dem ehemaligen Büro des Sägewerkes Renner. Im ersten Stock des Hauses an der Straße lebte die Familie Kindshuber. Nach einem Wirtshausbesuch bei Oma, Onkel und Tante - die Sonne schien noch - sagte er, bevor wir durch die Türe gingen: “Du, jetzt brennen wir das Haus an.“ Und gemeinsam pinkelten wir - Vater und Sohn - an die Hauswand. Das war Erregen öffentlichen Ärgernisses. Niemand zeigte uns jedoch an. Die zwei weiteren Erinnerungen betreffen das Jahr 1943. Nach einer schweren Kesselschlacht im Osten erhielt er Sonderurlaub. Ich war gerade in die Schule gekommen. Der Lehrer warf brüllend meinen Bücherranzen und die Schiefertafel an die Wand. Irgendwie hatte ich wohl geträumt, als er den Auftrag: “Schiefertafel herauf!“ gab. In der Pause erzählten mir Kinder von der Fensterseite: “Dei Vadder id fei auf Urlaub kumma.“(1)
Vater im Sägewerk
Die “Meiern“, die Eltern von Erwin, – dem späteren Pfarrer und seiner Schwester Edda, hatten das Gebrüll des Lehrers und meinen Namen gehört. Als sie den Urlauber Eduard begrüßt hatten, erzählten sie ihm: “Dar Lehrer hat voring dein Bumm zammg‘schria.“(2) Es dauerte nicht lange, bis es an die Schultüre klopfte. Mein Vater stellte den Lehrer zur Rede. Ein Wort gab das andere. Ich höre es noch wie heute, als er diesen wutentbrannt anschrie: “Das lass ich mir nicht bieten. Wir halten draußen an der Front den Kopf für euch hin und ihr führt euch hier so auf!“
Eben dieser Urlaub bescherte mir eine weitere nachhaltige Erinnerung. Unser Vater verkleidete den Raum unter der Treppe. Die Babett, unsere Mutter, gab mir einen Auftrag und ich hing ihr – schleicherisch ausgedrückt – “a Maul an“(3). Die Strafe folgte “auf dem Stuhl“, den er zur Ablage des Werkzeuges benutzte.
Oskar Meier
Er legte mich über und versohlte mich kräftig. Sein Kommentar: “So was erziehn mir uns nicht her“ (siehe Seite 3: Das kennen wir doch!). Mein „Schmerz“ war hör- und ruchbar. Onkel Franz, der Bruder meiner Mutter – der „Brosls Babett“ – erfuhr von dieser Strafaktion. Ich lag schluchzend auf dem Kanapee und steigerte mich natürlich noch mehr, als er mich besuchte und mich bemitleidete. Raffiniert – wie man in diesem Alter halt ist – spielte ich Vater gegen Onkel, bei dem ich eigentlich aufwuchs, aus.
Nachzutragen ist noch eine Erinnerung aus dem Jahr 1942.
An den Bitttagen wallten wir Oberschleicher nach Fatschenbrunn, Trossenfurt und nach Maria Limbach. Ich sehe die Situation noch heute vor mir: Es war ein warmer Sonntag. Die Wallfahrer kamen von “Folscherbrunn“, also Fatschenbrunn. Am Dorfeingang auf Höhe des Friedhofes, der “Meiern“ und der Schule rannte ich meinem Vater entgegen und er fragte mich: “Willst du ein ‚Hosenbrot‘?“(4) In unserer Mundart ist dies ein mehrdeutiger Begriff. “Hosen“ bedeutet sowohl die wirkliche Hose als auch den Hasen, z. B. „Faldhosen“ (Feldhasen). Erst Jahre später ging mir auf, dass er kein Hasenbrot, sondern wirklich ein Brot, das er in der Hosentasche hatte, meinte.
An meinen Großvater aus Unterschleichach, denn dort wuchs mein Vater auf, habe ich nur eine ganz undeutliche Erinnerung. Auch er war ein gebürtiger Oberschleichacher.
Meine Eltern
Sein Bruder Philipp erbte das elterliche Anwesen. Dazu muss ich ein wenig ausholen: Mein Vater und meine Mutter kauften im Jahre 1939 das kleine Häuschen Nummer 28 in der Nähe der Linde und des Laufbrunnens in Oberschleichach. Aus diesem Anwesen stammte die Schwägerin meiner Eltern, Rosa Krebs, geborene Karg. Sie war mit meinem Onkel Heinrich, dem Krebsen Heiner, verheiratet. Mein Vater verzichtete auf sein Erbe, auf das Elternhaus in Unterschleichach. Dort hatte nämlich mein Großvater Georg eingeheiratet. Wie die finanzielle Regelung war, weiß ich nicht.
Mit Mutter an der Haustür
Warum mein Vater, der einige Jahre im Internat in Freising war, also auf ein Gymnasium gehen durfte, dieses “Erbe“ von seinem Vater angetragen bekam, kann ich nur aus der damaligen Situation des Dritten Reiches vermuten. Meine beiden längst verstorbenen Onkels, Aquilin und Heiner – Mein Vater war der jüngste in der Geschwisterreihe – waren stramme SA-Leute. Ich vermute, dass dies einer der Gründe dafür war.
Onkel Aquilin
Sie ließen sogar meinen Vater in Eltmann für zwei Tage einsperren, weil er geäußert hatte: “Der Hitler wäre ja gar nicht so schlecht, aber die Hitlerli (kleinen Hitler).“ Ich erinnere mich auch noch, dass sie bei einer Hausdurchsuchung bei Onkel Franz im Wirtshaus mitmischten. So verblendet waren zu dieser Zeit die Menschen. Auf jeden Fall zogen Rosa und Heinrich Krebs nach dem Verkauf des Anwesens Nummer 28 nach Unterschleichach. Mein Großvater väterlicherseits aber erhielt in der Nachbarschaft in einer Mühle eine kleine Wohnung. Vom Garten oder einer kleinen Wiese aus betrat ich diese mit meiner Mutter. Im schummrigen Licht des umgebauten ehemaligen Mühlenraumes sehe ich noch heute - ohne dass ich die Augen schließen muss - einen großen, mächtigen alten Mann auf einem Stuhl vor mir. Er rief mich zu sich und strich mir übers Haar. Dies muss kurz vor seinem Tode gewesen sein. An meine Großmutter, seine Frau, habe ich keine Erinnerung. Nur seine Schwester, also eine Großtante von mir, die Neebs Anna (Brauerei Neeb in Unterschleichach) und den Vater unserer Tanten Ella und Paula, seinen Bruder Josef, lernte ich noch kennen. Er lebte mit seiner Familie in Ingolstadt.
(1) Dein Vater ist auf Urlaub gekommen.
(2) Der Lehrer hat gerade deinen Buben angebrüllt.
(3) Ich gab ihr eine Widerrede. Ich widersprach ihr also.
(4) Brot, das er in der Hosentasche hatte. In der Mundart sagen wir aber auch zu den Hasen Hosen. Ich komme also aus einem Dorf, wo die Hasen Hosen heißen.