Sagen - Oberaurach

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Kirchaich > Geschichte
Der Messinger Herrgott
 
An der Flurmarkungsgrenze Lembach – Priesendorf – Trunstadt steht ein steinerner Bildstock (im Volksmund „Messinger Herrgott“ genannt). Hier kreuzen sich die Straßen nach Lembach, Priesendorf und Trunstadt. An der Vorderseite des Bildstockes hängt ein kleines, schwarzes Kreuzbild Christi aus Messingblech.
 
Mit diesem Messinger – Herrgott ist nun folgendes Geschichtliche und auch Sagenhafte verbunden.
 
Der Auszügler Adam Nöth aus Lembach erzählt:
 
Von meinen Eltern und Großeltern und von anderen Leuten hörte ich, dass Ende des 18. Jahrhunderts eine sogenannte Heerstraße von Würzburg über den Zabelstein auf der Höhe zwischen Lembach und Kirchaich fortlaufend nach Bamberg bestanden hat. Diese Straße existiert heute noch unter dem Namen „hohe Straße“. Diese Straße wurde nun vielfach von den Franzosen und auch von den Russen auf ihren Heereszügen benützt. Schon im Jahre 1796 sollen die Franzosen nach Lembach gekommen sein. In der Gartenmauer des Andr. Tröster Haus-Nummer 35 dahier ist ein Stein mit einem Kreuz eingemauert. Dieser Stein soll der Grabstein von einem französischen Posten sein, der in den großen Hecken, die Lembach auf der Seite gegen Priesendorf umgeben haben, von einem Wilderer aus Lembach erschossen wurde. Auf der Höhe gegen Trossenfurt, an der Heerstraße gelegen, kreuzen sich die Wege von Lembach, Trossenfurt, Tretzendorf, Weisbrunn. Dieser Platz führt den Namen „Schnappgalgen“. Hier soll ein Galgen gestanden sein, und die Franzosen sollen hier ein Mädchen aus Weisbrunn gemartert haben, dessen Geist auch heute noch umgehen soll. Auch ein großer See soll hier gewesen sein. Was nun das Sagenhafte vom Messinger Herrgott betrifft, so erzählt der Auszügler weiter. Ein Franzose soll im unteren Franken dieses Kreuzbild von einem Bildstock entfernt haben in dem Glauben, es sei Gold. Zuhause soll er nun versucht haben, es einzuschmelzen. Aber der Herrgott, bestehend aus Messing, soll schwarz geworden sein. Der Franzose empfand nun Gewissensbisse und soll das Kreuz auf seinem Sterbebett einem Geistlichen mit der Weisung, es an einem Bildstock an einer Straßenkreuzung zu befestigen, übergeben haben.
 
Ein französischer Militärgeistlicher soll nun den Herrgott aus Messing, nun vollständig geschwärzt, auf den Heereszügen mitgenommen und an dem oben genannten Bildstock befestigt haben. – Der Stein des Bildstockes ist heute auf allen Seiten abgewetzt. Der volkstümliche Aberglaube sagt nämlich: „Wer sein Messer an diesem Stein wetzt, wird an diesem Tage beim Stehlen von Besenreisig nicht erwischt.“
 
An der Straße Lembach – Priesendorf, in der Nähe des Messinger Herrgotts, steht ein aus einem Felsblock rohbehauenes Kreuz. In diesen Stein ist eine Pflugschar und eine Pflugsäge eingemeißelt.

Der Auszügler Josef Engel von Lembach erzählt nun:
 
„Hier ackerte zu Ende des 18. Jahrhunderts ein Trunstadter Bauer. Als seine Pflugschar- und –säge stumpf geworden war, schickte er seinen Knaben zu einem Schmiede nach Trunstadt mit der Weisung, Schar und Säge schnellstens schärfen zu lassen. Als nun aber der Bub zu lange ausblieb, wurde der Vater so zornig, dass er seinen nun endlich zurückkehrenden Buben mit den geschärften Werkzeugen erschlug. Als Wahrzeichen an diese Begebenheit wurde der genannte Stein in Kreuzesform an dem Platze errichtet.“
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